Yogateacher in the making


Julia Rau

Ich verharre im herabschauenden Hund auf meiner Matte, beuge leicht die Beine, blicke nach vorn zwischen meine Hände und springe. Tatsächlich lande ich mit meinen Füßen zwischen meinen Händen in der Vorbeuge und kann mir ein dickes und stolzes Grinsen nicht verkneifen. Wow, das habe ich heute zum ersten mal geschafft. Meine körperliche Fitness erreicht ungeahnte Höhen, viel besser ist aber noch das mentale Gefühl: mein Geist ist klar und fokussiert. Ich bin ganz im gegenwärtigen Augenblick. Hätte mir das jemand vor 2 Jahren erzählt, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Als mein Partner und ich von unserer großen Reise durch Asien zurück kamen, fühlte ich mich so verloren. Ich hatte damals keine Ahnung wie mein zukünftiger Weg aussehen soll und nun fühle ich mich mehr in mir selbst zu Hause als jemals zuvor. Wie bin ich hier hin gekommen?

Yogalehrerin zu werden stand nicht unbedingt auf meiner Bucket-List. Eigentlich hatte ich vor nicht allzu langer Zeit gar keine rechte Ahnung, wie meine Zukunft aussieht. Ich konnte nicht einmal erkennen, was ich wirklich gerne mache und gut kann.Was ist mein nächster Traum, nachdem ich den der großen Reise verwirklichen durfte? Wie soll es weiter gehen? Was soll Inhalt meines Alltags sein? Diese Fragen quälten mich, doch ich wusste keine Antworten. Also begann ich die Rise Up and Shine University von Laura Malina Seiler. Dabei handelt es sich um ein Programm zur Persönlichkeitsentwicklung und ich sah darin die Chance, mich endlich mal mit meinem tieferen Inneren auseinander zu setzen. Ich hoffte, eine richtige Verbindung zu mir, meinen Bedürfnissen, Wünschen und Werten aufzubauen, um zu erkennen, wohin mein Weg mich nun führen soll. Und tatsächlich: Im Laufe der Zeit wurde immer deutlicher, was ich tun möchte.

Yoga war schon seit einiger Zeit Teil meines Lebens. Zwischendurch hatte ich es mal mit Pilates versucht, aber die Tiefgründigkeit des Yogaweges fand ich schon immer besonders schön. Ich kam zum Yoga – wie so viele Menschen – durch meine psychische Gesundheit: Schon vor ca. 7 Jahren hatte ich mir einst vorgenommen, meinen Beruf zu kündigen und ganz alleine auf Weltreise zu gehen. Das war so lange mein großer Traum gewesen und endlich war es soweit. Aber als ich alle Vorkehrungen dafür traf, meldete mir mein Körper plötzlich zurück, dass er mein Vorhaben gar nicht so leicht wegsteckte. Ich wurde unruhig und sehr angespannt, was leider einer Angststörung mündete. In dem Versuch Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen, buchte mir voller Hoffnung eine Yoga-Probestunde. Die Störung verschwand dadurch zwar nicht, ich bemerkte aber wie gut es mir tat. Außerdem verliebte ich mich umgehend in die Atmosphäre und die Philosophie. Zeiträume nur für mich selbst zu schaffen, etwas Gutes für mich zu tun und dabei auf meine Individualität zu achten hatte ich vorher nie priorisiert. Und so bin ich dabei geblieben, bis ich dann tatsächlich die schon genannte große Asien-Reise machen durfte – auf der ich selbstverständlich auch Yoga Unterricht nahm, wenn ich konnte.

Wieder in meiner alten Heimat fand ich bei einem Spaziergang flowyoga.lifestyle und wollte unbedingt ausprobieren, genau dort Yoga wieder mehr in meinen Alltag einzubauen. Ich hatte als kleines Kind in Haßley gewohnt und wusste instinktiv, dass es dort magisch sein würde. Leider musste ich warten, bis die Tore wieder geöffnet werden konnten, wünschte mir zum Geburtstag aber schon einmal vorsorglich einen Gutschein. Damit bewaffnet rannte ich dann zu der aller ersten Stunde, die Outdoor im Garten stattfand. Ich hatte also schon damals hohe Erwartungen – welche nicht enttäuscht wurden. Im Gegenteil: In dem zauberhaften Garten zum ersten mal nach so langer Zeit in einer Gemeinschaft Yoga zu praktizieren, zündete einen Funken, der einen ganzen Waldbrand entfachte. Fortan besuchte ich stetig die Kurse und verliebte mich immer mehr in das Umfeld, den Vibe und die Community. Ganz zaghaft erschien der Wunsch, Yoga auch selbst unterrichten zu können. Als dann dieses geliebte Yoga Studio zum ersten Mal eine Ausbildung anbieten wollte, war für mich klar: das kann kein Zufall sein! Alle restlichen Zweifel räumte eine besondere Yogastunde beiseite, die mich mit so tiefer Klarheit und Verbundenheit zu mir selbst zurück ließ, dass ich einfach nur mit kindlicher Freude dachte: Boa wie toll, das will ich auch machen! Ein Telefonat mit Claudia ließ mich dann aus dem Bauch heraus entscheiden, dass ich hier und heute buchen würde: Sie beantwortete all meine 1000 Fragen zur Ausbildung mit so viel Lebensfreude, Hilfsbereitschaft und Zuversicht, dass ich gar nicht anders konnte.

Hier bin ich nun: mitten in der Ausbildung und freue mich endlos über alles, was ich dabei lerne und darauf, bald selbst Yoga-Stunden anbieten zu können. Der Unterricht findet meist an einem Wochenende im Monat statt. Schon allein, sich in dieser Zeit voll und ganz darauf zu fokussieren entschleunigt ungemein. An diesen 3 Tagen praktizieren wir in unserer Gruppe bis zu 5 mal gemeinsam Yoga und ich muss sagen: die eigene Erfahrung ist besonders lehrreich. Wir sind eine schöne überschaubare Gruppe, mit der ich mich gleich nach dem ersten Wochenende verbunden fühlte. Schließlich lernen wir gemeinsam etwas Neues und müssen dabei unsere Komfortzone verlassen. Genau das schweißt schnell zusammen. Wir lernen die Philosophie und Grundlagen, Asanas und deren körperlich richtige Ausrichtung sowie geistige Wirkung. Wir sprechen über die Gestaltung von Yogastunden und setzen dies auch praktisch mit Hausaufgaben um. Wir nehmen unsere künftige lehrende Tätigkeit sehr ernst und versuchen so viel wie möglich mitzunehmen. Auch Anatomie ist Teil des Ganzen– was natürlich die Grundlage für eine verantwortungsbewusste Yogaeinheit ist. Claudia ist an jedem Wochenende selbst mit dabei und übernimmt die Organisation. Abwechselnd unterrichtet werden wir von verschiedenen Lehrern, was großartig ist, denn dadurch erhalten wir besonders viel unterschiedliches Wissen und Erfahrungen. Sogar ein Coaching im Bereich der Stimme ist mit dabei.

Natürlich ist nicht alles einfach und leicht zu lernen, manches körperlich oder auch geistig anstrengend und besonders über seinen eigenen Schatten zu springen, wenn es um Ungewohntes wie beispielsweise Chanten geht, ist sicherlich für einige von uns eine Herausforderung. Aber genau daran wachsen wir und das macht das Ganze so wunderbar.

Manch ein Leser könnte auf die Idee kommen, dass meine Freude schon fast ein wenig über-enthusiastisch klingt, aber bitte glaubt mir: Es kommt einfach direkt aus meinem Herzen. Ich habe meinen neuen Traum gefunden, dafür einen ganz unerwarteten Weg eingeschlagen und bin unendlich dankbar. Dadurch bin ich mental weiter und körperlich fitter als jemals zuvor und ich sage euch: Das ist ein ganz fabelhaftes Gefühl. Probiert es aus 🙂